Dreimonatige ‚tschechische Exkursion‘ ins Herz der deutschen Politik

05. Juli 2024

Praktikum im Rahmen des IPS-Stipendiatenprogramms im Bundestagsbüro Jörg Nürnberger MdB vom 08. April – 05. Juli 2024

Nur wenige IPS-StipendiatenInnen können sagen, dass ihr Abgeordneter sie in seinem Büro fließend in ihrer Muttersprache begrüßt hat. Mit seinem zweiten Wohnsitz in Prag ist Jörg ein lebendiges Beispiel für echtes europäisches Leben. Deshalb war ich von Anfang an sehr dankbar für die Möglichkeit, in Jörgs Büro arbeiten zu dürfen, da ihm die Entwicklung der deutsch-tschechischen Beziehungen sehr am Herzen liegt.

Zuzana Zavadilová und Jörg Nürnberger in Marktredwitz im Egerland-Kulturhaus
Zuzana Zavadilová und Jörg Nürnberger in Marktredwitz im Egerland-Kulturhaus

Nach einem Monat theoretischer Vorlesungen im Rahmen des IPS-Programms, das jungen Menschen aus aller Welt die Arbeitsweise des Bundestages näher bringen soll, ging es für mich in die Praxis eines Abgeordnetenbüros. Gleich zu Beginn durfte ich an den Arbeitsgruppensitzungen der Ausschüsse teilnehmen, in denen Jörg Mitglied ist. Ich bekam einen Einblick, wie das Informationssystem des Bundestages und der Fraktion funktioniert, wie Themen in den Ausschüssen behandelt und verteilt werden und auch wie kompliziert die Organisation des Tagesablaufs eines Abgeordneten mit einem so vollen Terminkalender wie dem von Jörg sein kann. Er ist ordentliches Mitglied gleich in drei Ausschüssen: dem Verteidigungsausschuss, dem Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union und dem Afghanistan-Untersuchungsausschuss, in dem er Obmann der SPD-Bundestagfraktion ist.

In drei Monaten habe ich auch gelernt, wie groß der Unterschied zwischen einer Sitzungswoche und einer Nicht-Sitzungswoche ist. Während man in einer Sitzungswoche mit allen möglichen Terminen voll ausgelastet ist – mit Ausschusssitzungen, Pressehintergrundgesprächen zum Untersuchungsausschuss, Fraktionssitzungen, Treffen mit ReferentenInnen, JournalistenInnen und Botschaftsbesuchen - in der sitzungsfreien Zeit bestand meine Hauptaufgabe in der Vorbereitung dieser Sitzungen,Beantworten von Bürgeranfragen, Verfassen von Pressemitteilungen oder bei der Recherchen z. B. für das nächste Treffen des Deutsch-Tschechischen Parlamentarierforums, das dieses Jahr stattfinden wird.

Einer meiner persönlichen Höhepunkte des IPS-Stipendiums war zweifellos die Reise in Jörgs Wahlkreis nach Hof, wo ich die Region Oberfranken und die Arbeitsabläufe im Wahlkreisbüro kennenlernen durfte. Auch wenn der lokale Akzent für mich sehr schwer zu verstehen war, änderte das nichts daran, dass ich dort herzliche und ehrliche Menschen kennengelernt habe und auch erfahren habe, was ein Wärschtlamo ist oder woher die Tradition des Hofer Schlappentags kommt. Meine lieben Wahlkreiskollegen Arndt und Luca haben mir die Schönheiten der Region gezeigt. Ich hatte die Möglichkeit Hof aus der lokalen Perspektive kennenzulernen: Ich spazierte über den Theresienstein, sah, wo die traditionellen Hofer Filmtage stattfinden und probierte das lokale Meinel-Bräu, das nach meinen Erfahrungen mit dem Bier aus Berlin unglaublich lecker war.

Da der Wahlkreis Hof direkt an der Grenze zu Tschechien liegt, habe ich aus erster Hand erfahren, welche Themen für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit wichtig sind - sei es die Kooperation der Feuerwehren und Rettungsdienste, wo die Aktivitäten der Euroregio Egrensis in Marktredwitz helfen, oder das Thema PendlerInnen in der Agentur für Arbeit in Selb. Dort konnte ich mit drei tschechischen Frauen sprechen, die sich um die Problematik der ArbeitnehmerInnen aus Tschechien und anderen Ländern kümmern. Gerade diese Verbindung zwischen dem Wahlkreis und der Abgeordnetentätigkeit in Berlin fand ich sehr spannend. Eine solche Verbindung hätte ich mir auch in meiner Heimat mehr gewünscht - in Tschechien gibt es eine solche aktive Tradition der Wahlkreisbüros leider nicht.

Bedanken möchte ich mich natürlich bei allen MitarbeiterInnen von Jörgs Büro – Oliver, Sabine, Aaron, Valeska und den beiden PraktikantInnen Dalila und Laetitia - die mich vom ersten Tag an so herzlich aufgenommen haben und mir in allen Belangen zur Seite standen. Zusammenfassend kann ich sagen, dass ich drei sehr spannende und prägende Monate hinter mir habe, die meinen Blick auf die Politik sehr verändert haben. Als Absolventin der Regionalwissenschaften der Deutschen und österreichischen Studien war es für mich ein Traum im Bundestag drei Monate zu arbeiten, und mit eigenen Augen zu sehen, wie die politische Prozessen laufen. Ich bin sehr dankbar für die Einblicke in die deutsche Politik, die mich auf meinem weiteren Weg stark beeinflussen werden.

Vielen lieben Dank an Jörg und sein großartiges Team!

Alles Liebe

Zuzana Zavadilová

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