Letzte Woche hatte ich Besuch von den Nachfahren Paul Mahrers aus den USA. Paul Mahrer, geboren 1900 in der nordböhmischen Stadt Teplitz-Schönau, begann seine Fußballerkarriere beim Teplitzer Fußballclub 03 und wechselte bald zum Prager DFC.
Bis 1926 absolvierte Paul Mahrer sechs Länderspiele für die Tschechoslowakei, ging dann einige Jahre in die USA. Nach dem Einmarsch der deutschen Truppen wurde Mahrers jüdische Familie verfolgt, er kam 1943 in das KZ Theresienstadt. Die jüdische Selbstverwaltung in Theresienstadt organisierte Bildung, Kunst, Kultur und auch eine Fußballliga. Paul Mahrer wurde zur führenden Persönlichkeit dieser Ghetto-Liga. Den Krieg überlebte er und gelangte 1946 in die USA, wo er seine Frau und seine Söhne wiedertraf, die den Holocaust überlebt hatten, da sie aufgrund der amerikanischen Staatsbürgerschaft des jüngeren Sohns Jerome in Internierungslagern in Bayern inhaftiert waren.
In der Familie Mahrer ist die Geschichte von Paul bis heute sehr präsent, zu Hause wird er immer noch „Děda“ genannt, was auf Tschechisch „Opa“ bedeutet. Die Nachkommen Paul Mahrers nehmen in diesem Jahr die Fußball-Europameisterschaft zum Anlass, um erneut Prag und auch Berlin zu besuchen. Durch Vermittlung von Thomas Oellermann von der Friedrich-Ebert-Stiftung in Prag organisierten wir auch einen Besuch im Deutschen Bundestag. Hier konnte ich der Familie einen interessanten Einblick in die Geschichte und Arbeitsweise des deutschen Parlaments vermitteln. Im Anschluss besuchten die Familie Mahrer den Hertha BSC.