Daheim in Europa - Sozialdemokrat - Familienvater

Ich bin ein Euopäer aus dem Fichtelgebirge, Familienvater aus Leidenschaft und ein überzeugter Sozialdemokrat.

Als ich 1967 in Wunsiedel im Fichtelgebirge geboren wurde, lag unsere Region buchstäblich am Ende der freien Welt, nur 25 km von der Grenze zur ČSSR und 50 km zur DDR entfernt. Als Kinder des Kalten Kriegs glaubten wir kaum daran, dass sich an der Aufteilung der Welt in zwei Blöcke mal etwas ändern würde.

Ich ging zur Schule und machte 1986 in Wunsiedel Abitur, leistete dann als Reserveroffiziers-anwärter zwei Jahre meinen Wehrdienst bei der Luftwaffe. Selbst zu dieser Zeit war noch keine Veränderung zu spüren. Alles ging seinen gewohnten Gang. Man hatte sich an der Grenze eingerichtet.

1988 begann ich mit dem Jura Studium in Bayreuth und entschied mich mit Tschechisch - schließlich war das unser nächster Nachbar - noch eine weitere Fremdsprache zu lernen, obwohl ich mir bewusst war, dass es vielleicht nicht viele Möglichkeiten geben wird, diese Sprache auch in der Praxis anzuwenden. Aber, es kam anders...

Im Sommer 1989 gab es die ersten Anzeichen, dass sich etwas ändern könnte auf der Welt. Das Tempo der Änderungen nahm zu: Ungarn, Prager Botschaft, Flüchlingszüge in Hof und Marktredwitz, Leipzig, Honecker-Rücktritt, 9. November in Deutschland, 2+4-Verhandlungen, Währungsunion, 1.7.90 Reisefreiheit mit der ČSFR,Wiedervereinigung.

WOW, in nur einem Jahr hatte sich die Welt geändert. Und wir in Oberfranken waren mittendrin und nicht nur dabei.

Ja, Menschen können die Welt verändern - durch außergewöhnliche Solidarität und den Mut, sich für das Richtige einzusetzen. Diese Erfahrungen aus 1989/90 sind ein Schlüsselerlebnis für mein politisches Engagement.

Egal ob in der Juso Hochschulgruppe an der Uni Bayreuth oder in meinem Ortsverein Tröstau, Politik hat mich begeistert. Da wollte ich mitmachen.

1995 schloss ich meine juristische Ausbildung ab und widmete mich erst einmal meiner Arbeit als Anwalt. Schon während eines Praktikums in Prag, man musste seine Sprachkenntnisse ja mal ausprobieren, bekam ich ein Angebot in Prag als Anwalt zu arbeiten.

Seit 1997 bin ich als Anwalt in Deutschland und Tschechien und seit 1999 auch in Österreich zugelassen und Mitglied der jeweiligen Kammern. Die politischen Tätigkeiten beschränkten sich zu dieser Zeit auf den Heimatort. Meine Arbeit ging vor. 2008 wurde ich das erste Mal in den Gemeinderat von Tröstau gewählt, dem ich jetzt in der dritten Periode angehöre.

Für die Kommunalwahl 2014 suchte die SPD Fichtelgebirge dann einen Landratskandidaten und fragte bei mir an. Ich sagte zu und am Ende erzielte ich als unbekannter Newcomer gegen den Amtsinhaber von der CSU knapp 41%. Ein Achtungserfolg - keine Niederlage.

2017 kandidierte ich dann für den Deutschen Bundestag. Leider hat es trotz eines sehr guten persönlichen Ergebnisses, das sogar über dem Bundesdurchschnitt der SPD war, nicht zum Einzug in den Bundestag gereicht.

Politik ist aber für mich kein Sprint, sondern ein Langstreckenlauf. Darum setzte ich mein Engagement auch in der SPD fort. Ich wurde 2016 Kreisvorsitzender der SPD Fichtelgebirge und schließlich 2019 UB-Vorsitzender in Hochfranken und Bezirksvorsitzender in Oberfranken. Damit gehöre ich auch als beratendes Mitglied dem Landesvorstan der BayernSPD an.

Ich lebe und arbeite gerne in Europa. Meine Frau ist Tschechin - unsere Kinder haben beide Staatsangehörigkeiten. So wie für meine Frau und mich die Spaltung Europas zu Zeiten des Kalten Kriegs “normal” war, ist für unsere Kinder ein freies, geeintes und friedliches Europa normal.

Ich setze mich dafür ein, dass dies auch so bleibt: Im Kleinen in unserer Gemeinde und im Landkreis und in meinen anderen Funktionen in Bayern und über dessen Grenzen hinaus.

Euer/Ihr

Jörg Nürnberger